Krankenhaus Für die Pläne zur Nachnutzung der alten Klinik hat Investor Johannes Krautern das Geldinstitut als Projektpartner gewonnen. Kritik kommt vom Architekten. Von Dirk Hülser
Soll die bestehende Klinik stehen bleiben und nach Fertigstellung des Neubaus anderweitig genutzt werden? Diese Idee wurde am Freitagabend dem Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung präsentiert. Der Göppinger Oberbürgermeister und Kreisrat Guido Till hatte die Sitzung zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen, um den stellvertretenden Feuerwehrkommandanten zu verabschieden. Till hatte zu Beginn der Woche kritisiert, dass das Verfahren bislang am Rathaus vorbeigelaufen sei. Der OB warnte Landrat Edgar Wolff vor „einem Spiel mit dem Feuer“.
Gestern nun äußerten sich erstmals Wolff und der Göppinger Unternehmer Johannes Krauter, der die Pläne zur Weiternutzung der Klinik erstellen ließ, öffentlich. Krauter versucht, die Wogen zu glätten. Am Freitagabend habe eigentlich nur der Kreistag „eine Erstinformation“ bekommen sollen, die noch gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Bereits während der Sitzung waren jedoch aus diversen Quellen Informationen aus dem Sitzungssaal nach außen durchgesickert.
Krauter kontert Kritik daran, dass Stadt und Gemeinderat noch nicht informiert wurden: „Wir müssen die Reihenfolge einhalten und erst mit dem Eigentümer reden – und das ist der Landkreis.“ Morgen sollen nun dem OB und Baubürgermeister Helmut Renftle die Pläne vorgestellt werden. Krauter hat vor, in der alten Klinik unter anderem Wohnungen und ein Hotel unterzubringen.
Doch der Göppinger Investor will das Projekt nicht alleine stemmen: Projektpartner ist nach Krauters Angaben die Kreissparkasse. Ihre Tochterfirma „Fachpartner Gewerbeimmobilien“ wolle sich um die Vermarktung kümmern. Seine Intention beschreibt Krauter so: „Eine Möglichkeit ist, diese Bausubstanz zu Lasten des Steuerzahlers kostenintensiv zu vernichten – oder sie weiter zu nutzen.“ Während der Landkreis von Kosten zwischen acht und zehn Millionen Euro für den Abriss des Altbaus ausgeht, rechnet Krauter mit 15 bis 20 Millionen. Geld, das sich der Kreis sparen könnte, würde das Gebäude stehen bleiben.
Landrat Wolff will Krauters Idee eine Chance geben und kann die Kritik von OB Till so nicht nachvollziehen: „Das verstehe ich nicht ganz, denn es ist kein Spiel und ich sehe auch kein Feuer.“ Er räumt aber ein, dass der ganze Plan „von einer Realisierung noch weit entfernt“ ist. Für die Klinik und das Landratsamt sei die entscheidende Frage: „Können da Verzögerungen entstehen?“ Die Stadt Göppingen habe in der Sache eine ganz wichtige Funktion, weil sie für den Bebauungsplan und somit eine mögliche Nutzungsänderung des Gebäudes zuständig sei. Wolff stellt aber klar: „Für mich hat Vorrang, dass der Klinikneubau keine Störungen erfährt.“
Als großer Kritiker des Neubaus und des Aufgebens der alten Klinik war bislang der Architekt des Altbaus, Lutz Friesch, aufgetreten. Eigentlich müsste er sich über die neue Entwicklung freuen. „Nein, mir geht da nicht das Herz auf“, sagte er gestern. „Das Gebäude muss abgebrochen werden – und zwar so schnell wie möglich.“
Da die Entwurfsplanung für das neue Krankenhaus bereits im Sommer abgeschlossen wurde, sei der „Point of no return“ längst erreicht, es gebe kein Zurück mehr. „Ich erwarte, dass der Landrat und der Klinikgeschäftsführer Wolfgang Schmid noch in dieser Woche diese Schnapsidee zurückweisen – und zwar unverzüglich.“
Das Bebauungsplanverfahren ruhe derzeit ohnehin, eine weitere Verzögerung hätte eine Kostenexplosion nicht nur bei den Architektenhonoraren zur Folge. Würde nicht umgehend weitergeplant, „reichen eine halbe Milliarde Euro nicht aus“, ist sich Friesch sicher. Der Architekt prophezeit auch eine weitere Zeitverzögerung von „mindestens einem Jahr“. Deshalb sagt er zu den neuen Plänen: „Das wäre so ziemlich das Dümmste, was man machen kann.“
Er habe immer wieder mit Beteiligten wegen des Klinikneubaus gesprochen, erzählt Friesch. „Ich will denen eigentlich helfen, aber die begreifen’s nicht“, bedauert er und zieht die Schlussfolgerung: „Man hat den Eindruck, man hat es mit kleinbürgerlichen Leuten zu tun, da sind keine Querdenker dabei, keine Intellektuellen.“
Geplant als grünes Vorzeigeprojekt
Die Idee: Unternehmer Johannes Krauter hat vor, in der alten Klinik am Eichert unter anderem Wohnungen, auch für Senioren und Studenten, ein Hotel, einen Bio-Supermarkt, ein Restaurant und ein Fitnessstudio unterzubringen. Das Gebäude soll auf einen CO2-neutralen Standard gebracht und vollständig begrünt werden. Photovoltaik soll das grüne Konzept vervollständigen.
Planung: Die Pläne hat nach Krauters Angaben das Stuttgarter Architekturbüro CIP ausgearbeitet. Projektpartner des Investors ist die Kreissparkasse Göppingen.